6. Kultursymposium widmete sich Medien und Kultur als Säulen der Demokratie

Das 6. Kultursymposium mit dem Titel „Medien und Kultur als Säulen der Demokratie“ widmete sich im Rahmen der Koblenzer Wochen der Demokratie der Rolle und Bedeutung beider Bereiche für ein funktionierendes demokratisches Miteinander. Während die ersten beiden Referenten, Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und Lars Hennemann, Chefredakteur der Rhein-Zeitung aus der Perspektive der Medien sprachen, skizzierte die Koblenzer Dezernentin für Bildung und Kultur Dr. Margit Theis-Scholz ihre Perspektive aus Sicht von Kunst und Kultur. Prof. Dr. Theodor Enders von der Medien-Ip-Werkstatt nahm anschließend eine juristische Einordnung vor und erläuterte anhand konkreter Praxisbeispiele das Thema Persönlichkeitsrechte im Kontext des Phänomens „Hass im Netz“. Veranstaltet wurde das Symposium durch den Koblenzer Kulturverein e. V., das Kultur- und Schulverwaltungsamt der Stadt Koblenz und die Medien-Ip-Werkstatt.

In seinem Hauptvortrag hielt Eumann ein leidenschaftliches Plädoyer für ein gesundes Gleichgewicht von öffentlich-rechtlichen und privatrechtlich verfassten Medien. In einer Zeit, die von enormen Chancen und Risiken gleichermaßen geprägt sei, hob er die Bedeutung des Lokalen, – und passend zum Veranstaltungsort – des Lokaljournalismus hervor. Die regionale Tageszeitung sei so etwas wie ein Ort des Vertrauens. Eine zentrale Bedingung für eine funktionierende Demokratie sei die Herstellung von Öffentlichkeit. Die Herstellung von Öffentlichkeit die Aufgabe von Medien, aber auch der Kultur.

Lars Hennemann nahm zu Beginn seines Vortrags den Gedanken Eumanns auf und verwies auf die Bedeutung der Rhein-Zeitung als Nachrichtenhändler auf verschiedenen Kanälen. Diese Diversität an Kanälen und Sendern erfordere heute jedoch eine neue Form der Medienkompetenz, bei der es allerdings großen Nachholbedarf bei allen Generationen gebe. Mit Blick auf zum Teil klar gegen das Prinzip der Meinungsfreiheut verstoßenden Kommentare auf Social-Media-Kanälen der Rhein-Zeitung zeigte Hennemann die Grenzen dessen auf, was Eumann zuvor als „Ort des Vertrauens“ bezeichnet hatte. Kommunikation und Nähe könnten akute Probleme zwischen Leser:innen und Redaktion zum Teil zwar lösen, aber nur für den Moment. Gesellschaftliche Gräben ließen sich auf diese Weise nicht zuschütten.

An dieser Stelle setzte Theis-Scholz sein. Sie sprach in ihrem Vortrag von der großen Verunsicherung in weiten Teilen Öffentlichkeit, die durch die großen gesellschaftlichen Herausforderungen und Bruchkanten verursacht würden. Diese stünden neben einer zunehmenden Vielfalt unserer liberal geprägten Gesellschaft, die immer stärker und für jeden einzelnen wahrnehmbar sei, aber eben auch zur Überforderung führe. Die damit einhergehenden gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse brächten viele an die Grenze von Überforderung und erwiesen sich im politischen Raum als äußerst anstrengend. Während Adorno noch davon gesprochen hätte, Aufgabe von Kultur sei es, Chaos, in die Ordnung zu bringen, stelle sich heute vielmehr die Frage, ob es Aufgabe von Kultur sei, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen. Dabei machte sie auch unmissverständlich deutlich: Kunst und Kultur dürfe eben keine Aufgabe zugewiesen werden. Kunst und Kultur müssten im öffentlichen Raum alle Entwicklungen seismographisch wahrnehmen können und sich ungehindert mit gesellschaftlichen Bewegungen befassen können. Eine demokratisch verfasste Gesellschaft gäbe der Kultur dafür die Freiheit, dafür gäben die Kulturschaffenden aber auch etwas zurück. „Kultur bietet eben weit mehr als nur Unterhaltung. Über die Unterhaltung erschließen sich uns Fragen nach dem Zusammenhang und Sinn unseres Zusammenlebens. Diese Dimension muss Kultur für sich reklamieren und für die Öffentlichkeit erfahrbar machen“, so der eindrückliche Appell von Theis-Scholz.

Streitkultur als Schlüssel

Neben der von allen Referenten angemahnten Medienkompetenz sei eben auch die Kompetenz zum Diskurs zwingend für ein funktionierendes Miteinander. Hierfür bräuchte es auch eine entsprechende Streitkultur. Enders nahm in der von Katrin Wolf moderierten Abschussdiskussion auch die Medien in die Verantwortung, die über den politischen Streit grundsätzlich negativ konnotiert berichten würden und Kontroversen in ihrer positiven Wirkung zu wenig würdigten. Streit um des besten Ergebnisses Willen verhindere im besten Fall tiefere Konflikte.

Beim Blick auf die Fragen nach Medienkompetenz und Diskursfähigkeit fiel der Blick zwangsläufig auch auf die Schulen. Ein ganz konkreter Ansatz beides zu schärfen könne darin liegen, aktuelle über Social-Media-Kanäle geführte inhaltliche oder persönliche Auseinandersetzungen und Anfeindungen in der Form von Klassenräten zu thematisieren. Mi Blick auf Anfeindungen, ob im schulischen, im privaten, im journalistischen oder politischen Umfeld machte Enders zu dem deutlich, dass es sich durchaus lohne sich zu wehren. Das haben mehrere Urteile in jüngerer Zeit unter Beweis gestellt. Wie so oft gilt somit auch an dieser Stelle: Aktiv zu werden und für seine Sache zu kämpfen anstatt resignativ die Hände in den Schoß zu legen ist das Gebot der Stunde.  Das bedeutet eben auch in einer Angelegenheit Öffentlichkeit herzustellen. Und diese ist, wie eingangs formuliert, eben eine der zentralen Grundbedingungen für die Demokratie, der sich Medien und Kultur auf ihre jeweils eigene Weise widmen müssen.

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