Museum der Zukunft

Symposium auf Einladung der Kulturdezernentin

Nach mehr als zwei Jahren Unterbrechung hatte Dr. Margit Theis-Scholz, Dezernentin für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz, am 1. Juni erstmals wieder die regionale Museumsleiter:innenrunde zu einem Präsenztreffen ins Mittelrhein-Museum geladen. Die lange Pause nahm das Kulturdezernat zum Anlass, gleich eine umfassende Bestandsaufnahme zu den gegenwärtigen Aufgabenschwerpunkten vorzunehmen und hierfür neben den Museumsleiter:innen auch die kulturpolitischen Sprecher:innen der Koblenzer Stadtratsfraktionen und weitere Vertreter:innen relevanter Interessensgruppen einzuladen.

Auf dem Programm standen die großen Themen: Digitalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit. Alle drei Handlungsfelder seien bereits Teil des aktuellen Aufgabenkanons, betonten die versammelten Museumsleitungen unisono. Auf allen Ebenen befände man sich nicht am Anfang, sondern bereits inmitten eines Prozesses der Erarbeitung. Der Mangel an Ressourcen erlaube aber nicht in der gewünschten Geschwindigkeit voranzukommen. Zudem hänge die öffentliche Wahrnehmung dem tatsächlichen Geschehen in den Museen hinterher. An dieser Stelle müsse Museumsarbeit besser werden. Insofern sei eine regelmäßige Standortbestimmung und die Auseinandersetzung mit aktuell von außen formulierten Anforderungen von großer Bedeutung für die Museen. Passend hierzu präsentierte Dr. Eckhard Braun vom Institut für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz-Landau erste Rückschlüsse aus der 2. Kulturnutzer:innenstudie, die die Uni gemeinsam mit dem Kultur- und Schulverwaltungsamt der Stadt Koblenz und weiteren Kommunen aus der Region im vornimmt. 

Prof. Dr. Peter Gorschlüter, Leiter des Folkwang-Museums, hielt seinen Vortrag zu seinem in Essen verfolgten Ausstellungskonzept der Ankerwerke und nahm mit diesem innovativen wie spannenden Ansatz die Rolle eines geistigen Türöffners für die nachfolgenden Impulse ein. Miriam Anders und Bettina Scheeder vom Museumsverband Rheinland-Pfalz sowie Stefanie Dowidat, Sprecherin des AK Ausstellungen beim Deutschen Museumsbund, referierten zu Digitalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit. Prof. Dr. Michael Klemm vom Institut für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz-Landau zeigte mit dem Programm KuLaDig (Kultur.Landschaft.Digital) ein konkretes Anwendungsbeispiel im Zuge der Digitalisierung auf.

In der abschließenden Diskussion im Kreise der Referenten, zu der auch noch Prof. Dr. Andreas Schmauder vom Landesmuseum auf der Festung Ehrenbreitstein stieß, ging es letztlich um die Kardinalsfrage: Mentalität oder Ressourcen – wo liegt der Schlüssel für den spürbaren Schritt in Richtung „Museum der Zukunft“. Theis-Scholz ließ aus ihrer Sicht keinen Zweifel daran aufkommen, dass mit der richtigen Mentalität vieles möglich sei. Und so zeigten sich auch in der Diskussion mögliche Ansatzpunkte: Rollen müssten neu überdacht werden, neue Netzwerke über die eigene Branche hinaus gehörten genauso dazu wie eine mögliche stärkere Einbindung von ehrenamtlichen Kräften. Ein noch intensiveres Abrufen von Förderprogrammen sei zudem ein wesentlicher Aspekt in der schwierigen Diskussion um Wirtschaftlichkeitszwänge in Museen.

Welche weiteren Erkenntnisse konnten an der Veranstaltung gewonnen werden? Die Vernetzung im analogen Raum nimmt wieder Fahrt auf. Vieles erinnert schon wieder an die „Zeit davor“. Aber hat sich wirklich nichts verändert? Lassen sich die Erfahrungen aus zwei Jahren Schließungen und sozialer Distanz wirklich wegwischen? Wenn, dann nur für den Moment. Denn die Folgen werden erst noch sichtbar werden. Dann können die Museen ein zentraler Ort für deren Bewältigung sein. Der hohe Stellenwert der Museen in ihrer Funktion als kulturelles Gedächtnis liegt nicht alleine im Sammeln, sondern auch in der der Vermittlung. Vielleicht ist der Umgang untereinander und mit den Themen ein anderer als die Jahre vor der Pandemie. Spürbar wurde auch an diesem Nachmittag: Die Lockdowns, Teilschließungen und sonstigen Beschränkungen wirken nach. Ausgerechnet vor diesem Hintergrund soll die Transformation jetzt möglichst zügig bewältigt oder zumindest aktiv angegangen werden. Da ist die im Laufe des Tages spürbar gewordene Sehnsucht nach der guten alten Museumswelt verständlich und in Teilen auch berechtigt. Aber Museumsmacher:innen werden sich dauerhaft von alten Gewohnheiten, sowohl der eigenen, als auch der der Besucher:innen verabschieden müssen. Es braucht Erneuerung, und dafür braucht es den entsprechenden Willen und die Kraft. Zweites hat keine Seite alleine. Das „Museum der Zukunft“ ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Museen, Politik und Öffentlichkeit.

So wird im Nachgang der Veranstaltung mehr zurückbleiben als nur das gute Gefühl, sich im Kreise der regionalen Museumsleitungen nach über zwei Jahren wiedergesehen zu haben. Zum Beispiel die Gewissheit, dass der maximale Grad an Vernetzung nie erreicht werden wird. Am Ende geht es dabei aber weniger um technische Hilfestellungen, wie zum Beispiel das untereinander Ausleihen von Vitrinen, als vielmehr um das sich gegenseitige Stützen beim Blick auf die vollgeschriebenen Pflichtenheften. Denn eines gilt auch für das „Museum der Zukunft“: Jede Einrichtung muss ihren eigenen Weg finden, ihre eigenen Prioritäten, ihren eigenen Fahrplan definieren. Mehr kann man nicht, weniger darf man aber auch nicht erwarten.   

Related Articles