Resonanzräume

Resonanzräume ist ein Fotografieprojekt der Koblenzer Gastronomie und der Universität Koblenz zur Coronazeit. Die Ausstellung, bis Mitte Dezember in der Kaffeewirtschaft zu sehen, zeigt einige Bilder aus dem Katalog, der mit Textbeiträgen der Gastronom:innen deulich macht, wie persönlich und emotional die Beziehung zum eigenen Lokal ist. Der fast 200 Seiten starke Katalog (nicht käuflich zu erwerben), herausgegeben von Wolf-Andreas Liebert und Martin Lilkendey, mit den Fotografien der Studierenden der Universität Koblenz wurde von der Stadt Koblenz und beteiligten Gastronomiebetrieben finanziert und ist mit einer streng limitierten Auflage von 100 nummerierten Exemplaren etwas Außergewöhnliches. Im KULTURHAUS KOBLENZ+ präsentieren wir exklusiv die eindrucksvollen Bilder und Texte.

Leere, verlassene Räume sind Symptome einer Zeit ohne Gesellschaft, ohne den Austausch zwischen Menschen, ohne Resonanzen. Es gibt kaum Bilder, die mehr Verlassenheit zeigen können, als die von leeren Orten, wo sonst viele Menschen zusammen kommen. Gerade weil die Gastronomie unsere Gesellschaft entschieden prägt, war auch die leere Zeit eine Möglichkeit uns selbst zu sehen. Wir sind eine Gesellschaft, bei der das digitale Zusammensein nur eine Ergänzung zu der analogen, physischen Begegnung sein kann.

Und plötzlich war Stille!


Dort wo alle Facetten des öffentlichen Lebens Ihr zu Hause haben ist es dunkel geworden.
Eine bedrückende Ruhe beherrscht die Räume in denen die Tische sichtbar seit langem nicht mehr abgestuhlt wurden! Es ist die brutale Wirklichkeit im Lockdown! Eine Zeit die in die Geschichtsbücher Einzug finden wird! Eine surreale Stimmung die für die Nachwelt eingefangen werden muss, mit dem künstlerischen Auge festgehalten, auf schwarz weißen Fotoarbeiten!
Die Idee war da! Und so zeigt uns die Kunst ihre unabdingbare Wichtigkeit in aussichtslosen Situationen! Aufgegriffen und umgesetzt von Dr. Martin Lilkendey, der seine kulturwissenschaftlichen Studierenden für die Sache begeistert, entstanden diese Arbeiten auch als wichtiges Zeitdokument.
Im Namen aller in diesem Buch stellvertretenden Betriebe, mit Ihren Familien und unzähligen Mitarbeiter*innen, bedanke ich mich von ganzem Herzen für das Engagement der kunstschaffenden Studierenden der Universität Koblenz und wünsche Allen eine positive Zukunft.

David Maria Richard

“Leben und Zeit.” Die Zeit, sie mähet sowohl Rosen als auch Dornen und das treibt immer wieder von vornen

Lyrik a. d. Paradiesbrücke Koblenz

Weindorf

Ursprünglich aus der Gastronomie kommend, habe ich nach vielen Jahren Ende 2019 den Weg zurück gesucht und gefunden. Hierbei hatte ich mir verschiedenste Objekte angeschaut, bin aber nach einigem Hin und Her mit meinem Herzen am
Weindorf
in Koblenz hängen geblieben.

Ein wunderschönes Ensemble aus vier Fachwerkhäusern, gelegen an einem der schönsten Fleckchen direkt am Rhein im Herzen der wunderschönen Stadt Koblenz, umrahmt von Rhein, Mosel und Lahn.

Für mich bedeutet das Weindorf Gemütlichkeit und Wohlfühlatmosphäre. Daran arbeite ich und dafür steh ich seit meinem ersten Tag. Bei all der Unsicherheit und den Herausforderungen der Corona-Krise, versuche ich die sich ergebenden Möglichkeiten so gut wie möglich zu nutzen, damit wir wenn es hoffentlich bald wieder losgeht, uns alle um so wohler fühlen können. Schon im ersten Lockdown wurde der Pinsel geschwungen und einige Tische renoviert, im zweiten Lockdown geht es damit weiter und es laufen einige Verbesserungsprojekte in Service und Infrastruktur.
Ich vermisse die Menschen. Ich vermisse Euch. Und ich freue mich schon heute sehr darauf, dass wir uns im Frühling im wunderschönen Innenhof des Weindorfs zwischen Blumen und Palmen wiedersehen und frisch zubereitete Speisen bei leckeren Weinen oder auch einem erfrischenden Bier genießen werden.

Lasst uns alle gemeinsam, sobald es mit gutem Gewissen möglich ist, der gesamten Gastro-Szene und natürlich meinem schönen Weindorf Koblenz wieder Leben und Farbe einhauchen

Ich freue mich auf Euch!
Euer Roberto Möckel und das Team Weindorf Koblenz

BKA

Wenn man mit einer Wischbewegung über den Tresen oder einen der Tische streicht, hebt sich mittlerweile unsichtbar der Staub, um wenig später in majestätischer Gelassenheit und nur im Gegenlicht der einfallenden Nachmittagssonne sichtbar, wieder zu Boden zu rieseln. Staub gibt es hier normalerweise nicht. Denn ich bin ein Profi. Niemals würde ich es zulassen, dass sich Staub auf meine Flaschen oder Gläser legt.

Man sagt den Menschen unserer Branche oft nach, sie nähmen es zu Hause nicht so genau, gerade wenn sie ihre Läden so hervorragend in Schuss halten
Ich weiß es nicht so genau, Für mich kann ich jedenfalls behaupten, dass nach 3 Monaten im Shutdown schon aus reiner Verzweiflung über die anhaltende Untätigkeit, zu der das Gastgewerbe verurteilt wurde, bei mir alles glänzt. Der alte Feind hatte auch hier keine Chance.
Ich habe ihn weggewischt und ihn mit statischen Tüchern verhaftet. Wie ein Kopfgeldjäger habe ich ihn gesucht, aufgespürt und erlegt. Ganz allein, ganz einsamer Wolf, ein Kopfgeldjäger gegen den Staub.
Früher war ich bei dieser Tätigkeit nicht allein.
Ich hatte Helfer. Hunderte Woche um Woche. Viele bekannt, manche nur zufällig da oder der Herde hinterher gehechelt, aufgelaufen in der Absicht eines Erlebnisses, aus alter oder frischer Verbundenheit oder von Hormonen gesteuert. Man bezeichnet sie landläufig als Gäste. Sie sind das Yin zum Yang meines Tresens. Sie passten zu den verschiedenen Bieren in meinem Kühlschrank, zu dem Single Malt im Regal oder den Shots in meiner Kühlung. Ich fand zu jedem
Kopf den richtigen Drink, denn ich bin ein Profi und sie waren meine Komplizen. Gemeinsam haben wir die Nacht zum Tag gemacht, haben uns ein Recht auf Rausch erkämpft oder uns der Liebe ausgeliefert und wie durch einen Zauber haben wir Nacht für Nacht mit jedem Move, jedem
Gitarrenriff und jedem Beat ganz ohne Absicht den Staub, diesen alten Feind, vertrieben. Heute gehe ich durch meine geschlossene Bar und streiche mit meiner Handfläche zärtlich über den Tresen wie bei einer Geliebten. Dann zögere ich kurz, halte inne und zwinge mich dazu ganz fest daran zu glauben, dass der Staub nicht gewinnen wird.

Maximilians Brauwiesen

Wenn Werte nicht nur Worte sind!

Wir erhalten und fördern was vieler Orts durch
Digitalisierung und Effizienz in den Hintergrund tritt
oder gar ganz in Vergessenheit gerät:
Fachkompetenz, soziale
Beziehungen & emotionale
Intelligenz!

Oberflächlich über Dinge hinwegzugehen, macht
sicher vieles einfacher – häufig verhindert es aber
auch die schönen Dinge zu erfahren.
Wir beschäftigen in den Bereichen
Brauerei, Metzgerei & Küche noch die seltene
Spezies der Meister und Gesellen die täglich ihr
gelerntes Handwerk für die Zufriedenheit unserer
Gäste einsetzten.
Auch der Bereich Service ist noch immer, wie von
vielen unterschätzt ein Lehrberuf.
Neben der Ausbildung ist für uns aber auch eine
besondere zwischenmenschliche Gabe von großer
Bedeutung.
Diese gilt es zu erkennen und zu stärken.
Wir suchen nicht nur Mitarbeiter – wir suchen
Charaktere.
Unsere zahlreichen Stammgäste dürfen wir in ihren
unterschiedlichsten Lebensphasen begleiten – mit
Ihnen fröhlich, aber auch traurig sein.
Ebenso ist es eine täglich positive Herausforderung
neue Menschen und deren Bedürfnisse
einzuschätzen. Gastronomie ist die Kunst ihre
Wünsche ganz ohne Algorithmen, rein nach dem
Gefühl zu erkennen und zu erfüllen.
Und genau das ist es was uns mit Freude erfüllt
und es sind die Geschichten, die unser Haus
Maximilians
erzählt.
Ihre Familie Ohlig

Kaffeewirtschaft

Die Kaffeewirtschaft, mein halbes Leben!
Mit meinen Geschwistern wuchs ich in der Atelier-Atmosphäre, zwischen Zeichnungen, Collagen, Skulpturen und Siebdrucken auf. Eine Theaterwelt zwischen Fra Angelico und Picasso, zwischen Mozart und Verdi! Vieles war improvisiert, unfertig und bot Raum für Phantasie. Mit Farbe, Papier, Ton und Holz schufen wir unsere eigene Welt! Unsere Großmutter, Ihre Geschichten und Fotoalben führten uns in eine vergangene Zeit! Eine Zeit in der stolze Handwerker noch geehrt wurden! Pferde das Straßenbild prägten und die Kaffeewirtschaft ihre Gründerjahre hatte.
1998 bot sich die Gelegenheit die Geschichte der Kaffeewirtschaft weiter zu schreiben, aus einer Ruine wieder auferstehen zu lassen. So öffneten wir nach 1 ½ Jahren „Wiederaufbau“ die Türen!
Was alle für unmöglich hielten, geschah!
gesellschafts- und generationenübergreifend mischte sich ein kosmopolitisches internationales Publikum an unseren über 100 Jahre alten Tischen. Eine bis zu 20 Nationen reiche Mannschaft bekocht und bedient herzlich! Im Hintergrund begleitet Musik durch den Tag bis in die Nacht. Es wird sich verliebt, getrennt, gefeiert, getrauert, diskutiert, gestritten, gelesen, geschrieben, gezeichnet, gespielt, gesungen, getrunken und gegessen!
Der Kreislauf des Lebens hat einen Raum – Sein zu Hause!
Der Tradition und Kultur verpflichtet bereichern Konzerte, Figurentheater und wechselnde Ausstellungen unseren Jahreskalender.
Und plötzlich Lockdown!
Es bleibt, der wunderschöne Raum und seine gelebten Geschichten.
Es ist still im Paradies!

GF. Me. David Maria Richard mit Familie und allen Mitarbeiter*innen

SK2

Musik.

Begegnung.

Trinken.

Lachen.

Gespräche.

Vielleicht auch mal einen Streit schlichten, oder Kotze aufwischen.

Leben

Das ist es, was hier passieren sollte. Und von dem man seit fast 20 Jahren jeden Abend ein Teil ist.

Stattdessen

Stille. Leere. Staub. Und die immer gegenwärtige Frage, ob es jemals wieder so wird, wie es war.

Mephisto

Gemütlicher Kerzenschein, herabschauende Mephisto Figuren, leichter Zigarettennebel & ausgelassene Stimmung. Und das schon bereits seit über 40 Jahren.

Corona hat es uns nicht leicht gemacht. Das “Mephisto-Feeling” vermissen nicht nur unsere Gäste. Auch wir hätten nicht gedacht, wie sehr uns dieses gefühl fehlt.

Gerne erinnern wir uns an unzählbare tolle Abende. Von gemütlichen Gesprächsrunden über durchgetanzte Nächte bis hin zu beeindruckunden Live Konzerten. All das versuchen wir auch weiterhin zu bieten.

Unsere Idee, im Mephisto nicht nur einfach Bier auszuschenken, sondern darüber hinaus einen kulturellen Treffpunkt zu bieten, wollen wir natürlich auch weiterhin ermöglichen. Daher können wir es kaum erwarten, wenn es dann bald wieder heißt: “Becks, Cigarettes & your favourite Tracks!”

Zum Schiffchen

Die Sicherungen gehen an, der Dartautomat erwacht aus seinem Schlaf und grüßt mit den bekannten Melodien. Stühle werden vom Tisch gehoben und durch Aschenbecher ersetzt. Die Bierfässer werden angezapft, die
Musik aufgedreht und die Pforten des

Schiffchens

geöffnet.

Es dauert nicht lange und die Luft ist erfüllt von beiläufigen Gesprächen, Lachen und Musik. Man ist sich nicht immer einig, dennoch trinken wir zusammen. Ein Ort an dem man Menschen trifft. Ob groß, klein, gerade oder
schräg. Es ist ein Ort an dem man gleich ist, egal woher man kommt oder wie man aussieht.
Wir erklären die ganze Nacht zu der unseren. Wir geben uns Gesprächen und Ausführungen hin, die wir am nächsten Tag bereits vergessen haben. Wir singen unsere Lieder, die wir schon so oft gesungen haben. Wir trinken die Getränke, die wir schon immer getrunken haben. Und dennoch gleicht keine Nacht der anderen.
Wir stoßen an, auf das wir uns bald alle wiedersehen.

Excalibur

Unsere Leidenschaft und Liebe sind unsere schillernden Gäste, mit bunten Getränken und facettenreichen Gesprächen. Seit 1993 gab es kein schwarz-weiss, sondern nur farbig. Wir sind Bedienung, Service, Zuhörer, Clowns, Dompteuere und manchmal auch Mutti, aber vor allem auch Freunde im 2. Wohnzimmer; ganz analog und ganz nah.

Wie lieben unseren Job und fiebern dem Tag entgegen, an dem die Lichter wieder an gehen, Musik an, Zapfhahn auf und fleißig Cocktails shaken. Livemusik zur Open-Stage, bunt gemixte Künstler und ne fette Party feiern.

Rock on!
Team Excalibur

Florinsmarkt

Irish Pub

Pfefferminzje

Im Jahr 2010 haben wir das

Café Pfefferminzje
mit großen Visionen und Träumen übernommen. 2020 konnten wir aufgrund von Corona unser 10 jähriges Bestehen leider nicht feiern. Wir hatten uns sehr darauf gefreut.

Mit viel Herzblut und Leidenschaft haben wir unser BIO-Zertifiziertes Minzje im Koblenzer Stadtbild zu einem kleinen aber besonderen Ort etabliert. Nicht nur wir, Claudia und Nicole lieben was wir tun, auch unsere Mütter Irmgard und Brigitte sind leidenschaftlich eingebunden. Für uns ist das Pfefferminzje wie ein Familienmitglied. Hier wird dekoriert, gekocht, gefrühstückt, gelacht und geweint. Auch viele Gäste gehören fast schon zur Familie.
Unser Pfefferminzje sprudelt vor Leben und Freude!
Was ist jetzt?
Wir betreten unser Café mit schwerem Herzen. Der Austausch mit unseren Gästen, das Gemurmel, Gelächter, das Stühle abrücken, die Gerüche nach frisch Zubereitetem -dies alles fehlt uns sehr!

Wann hört diese Wartezeit auf? Wann können wir wieder wie gewohnt öffnen? Unsere Gäste begrüßen wenigstens in unserer kleinen Oase im Garten? Unsere Kühlschränke füllen und natürlich unseren lieben Mitarbeiterinnen wieder einen sicheren Arbeitsplatz bieten?

Unsere Pommeswaffeln, Tee & Coffee to go sind eine Möglichkeit. Dies sind aber nur Alternativen – Doch bei weitem nicht ausreichend.
Was wir vermissen und möchten:
Unsere Gäste zurück!

Claudia, Nicole & Team

Gecko Lounge

Geckolounge

der eigentlich so belebte und beliebte Gewölbekeller im Herzen der Koblenzer Altstadt, ist gerade einfach nur ein grauer Keller, welcher sich – außer von dem Inventar – nicht viel von einem gewöhnlichen Keller unterscheidet. Es ist genau so dunkel und kühl. Es rieselt von der Decke und vor allem ist es ruhig – unheimlich ruhig. Seit dem Jahr 2008, war unsere Küche noch nie so lange kalt, unsere Cocktailgläser so lange leer und unsere

Boxen so lange ausgeschaltet.


Ein Ort, welcher in der Vergangenheit viele Menschen zusammen gebracht und verbunden hat, scheint eingeschlafen zu sein.
Wir hoffen, dass wir unseren Keller bald wieder aufwecken dürfen.
Wir möchten die Gläser unserer Gäste und unserer Freunde endlich wieder mit leckeren Cocktails füllen, sie mit leckerem Essen verwöhnen, unsere Boxen anschalten und unsere Räume mit Musik, Bewegung und Freude fluten.

Jilani und das Gecko-Team

Druckluftkammer

Druckluftkammer

Vor nunmehr fast 18 Jahren habe ich mein Herz an eine meiner großen Lieben verloren.
Zu dieser Zeit betrat ich erstmals die unterirdischen Gewölbe der „Alten Burg“ und fühlte auf den ersten Blick eine tiefe Verbundenheit und den unbändigen Drang diesem schlummernden Juwel wieder Leben einzuatmen.
Jeden Tag meines Lebens habe ich seitdem damit verbracht, diese Liebe aufrecht zu erhalten, zu befeuern, sie zu schützen und zu pflegen.
Ich kündigte meinen Job, um Zeit zu haben und da zu sein, überlegte mir aufregende Abendgestaltungen und kümmerte mich täglich um den Haushalt und die anfallenden Aufgaben. Gemeinsam sparten wir ein wenig Geld, um es uns regelmäßig ein wenig schöner und gemütlicher zu machen und um kleine oder größere Operationen bezahlen zu können. Wir luden Freunde und Bekannte ein und versuchten so gut wie möglich ein toller Gastgeber zu sein, bei dem man gerne seinen Abend verbringt oder auf einen Kaffee oder Absacker vorbei kommt, wenn man gerade in der Gegend war.
Mit allen Höhen und Tiefen war diese Zeit absolut phänomenal und diese wunderbare Beziehung schaffte es, auch vielen anderen Menschen ein tolles Gefühl zu geben, einen schönen Abend zu bieten, eine gute Gesellschaft zu sein, einen Rückzugsort bereit zu halten, Menschen zueinander zu führen und den Alltag vergessen zu lassen.
Wir freuen uns bereits sehr darauf, bald wieder gemeinsam mit Euch allen das Leben zu genießen und schöne Momente zu haben, an die wir uns später erinnern wollen.
Ohne Euch ist alles irgendwie schwarz-weiß und leer. Gemeinsam hauchen wir den Bildern bald wieder Farbe, Leben und Vielfalt ein.

Markus

It‘s your bizarre appearance. That puts color on this grey.

(Dance or Die – Count The Seconds)

Spökes

Fotografie


ist in besonderer Weise Dokumentation und Ausdruck zugleich. Wir weisen Fotografien eine sehr hohe Evidenz zu. Dass etwas so gewesen ist, nehmen wir unmittelbar an, wenn wir das Bild sehen, weil es immer ein direktes Abbild ist. Wir wissen, dass das, was vor der Linse war, wirklich existiert hat. Die Zeit hält im Bild an und bleibt für immer stehen. Wenn Roland Barthes sagt, dass er zum Gespenst wird, wenn er fotografiert wird, erklärt er dieses Phänomen, als Wiederkehr des Toten. Ich meine, dass es sich mehr um die ewige Wiederkehr des Lebens handelt, denn wir sind aktiv und sehr lebendig, wenn wir fotografiert werden. Das Leben wird fotografisch zum ewigen Erlebnis, zur immer erneuten Begegnung mit dem anderen, der auch ich selbst sein kann. Etwas wird im Bild dokumentiert, das zugleich auch ein Ausdruck oder Eindruck sein kann. Zusätzlich erhält das, was fotografiert wird eine unbedingte Aufmerksamkeit. Ein Etwas wird wertgeschätzt und kann dadurch sogar erst sichtbar werden. Die Fotografie ist der Beleg, dass etwas, und darum geht es hier, überhaupt existiert.
Atget hat am Ende des 19. Jahrhunderts das alte Paris dokumentiert, damit es nicht vergessen wird. Seine Bilder zeigen menschenleere Gebäude. Das liegt aber daran, dass die Belichtungszeit bei ihm zu lange war, als dass Menschen im Bild Sinn ergeben hätten. Es gibt einige Fotos, in denen ein verirrter Mensch tatsächlich als Geist sichtbar ist. Es ging Atget aber um die Gebäude, die bald abgerissen werden sollten. Ähnlich wie Edward S. Curtis die Native Americans als wertvoll zeigt, offenbart Atget seine Wertschätzung gegenüber dem alten Paris. Unsere Bilder sind denen von Atget recht ähnlich, denn wir zeigen verlassenen Räume. Aber eigentlich wurde nichts verlassen, es kann zur Zeit nur keiner kommen. Es wird auch nichts abgerissen, trotzdem ist es leer.

Der soziale Resonanzraum ist zurzeit stumm, keine Gespräche, keine Musik.

Aber der Raum ist da und fest mit den Gastronom*innen verbunden. Es geht hier nicht darum Leid zu klagen, sondern vielmehr darum zu zeigen und zu sagen, welche Emotionen jetzt offensichtlicher werden, jetzt, da wir Zeit haben, um, wie in einer verlassenen Kirche zur Besinnung zu kommen.

Unser Projekt ist nach der Idee von David Richard: Ein Buch mit künstlerischen Fotografien der leeren Gastronomien in Koblenz. Die Fotos machen wir von der Uni in Koblenz analog und natürlich in schwarzweiß. Analoge Fotografie ist genau so lebendig, organisch und unterschiedlich, wie die Gastronomie. Schwarzweiß ist nicht nur elegant, sondern auch abstrakter und deutlicher, weil das Auge keine Farbe verarbeiten muss. Die Vielfältigkeit wird sichtbar, weil wir alle anders sehen und fotografieren, was sowieso schon anders ist. Wir nehmen die Atmosphären unterschiedlich wahr und machen aber eines immer deutlich:

Diese Resonanzräume sind und bleiben die beste Gesellschaft.

Martin Lilkendey

© Wolf-Andreas Liebert und Martin Lilkendey

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